Werner Scholem (1895-1940) wird heute meist verbunden mit seinem Bruder Gershom, Benjamin-Herausgeber und Experte zur jüdischen Mystik. In den 1920ern war jedoch der “große Bruder” Werner weit prominenter, als KPD-Politiker mischte er im Reichstag die Szene auf – Walter Benjamin schimpfte ihn dafür einen „Lausejungen”. Doch die Provokationen waren nicht inhaltsleer: trotz schriller Töne legte Scholem stets den Finger in die Wunde, brandmarkte die reaktionäre Schulpolitik der Weimarer Republik genauso wie ihre rechtslastige Justiz. Er kritisierte steigenden Antisemitismus und warnte bereits im April 1923 vor einem Putsch Hitlers. Doch Scholem konnte den Rechtsruck nicht verhindern: 1926 wurde er als Gegner Stalins aus der KPD hinausgesäubert, 1933 verhaftet und 1940 im KZ Buchenwald ermordet.
Ralf Hoffrogge, Autor von “Werner Scholem – eine politische Biographie” (UVK 2014) stellt Scholems Lebensweg vor. Die Einleitung bildet die 20-minütige Kurzdoku “Von der Utopie zur Gegenrevolution” von Niels Bolbrinker.
Ort & Zeit:
Mittwoch 17.06.2015, 19:00h, Kultur & Schankwirtschaft Baiz, Schönhauser Allee 26 A
10435 Berlin – Prenzlauer Berg (zwischen U-Bahnhof Senefelder Platz und U-Bahnhof Eberswalder Str.)