Demokratie – Wirtschaft – Staat: ein Kolloquium

Demokratie – Wirtschaft – Staat: Demokratische Transformation als Strategie der Linken

Kolloquium zum 80. Geburtstag von Ulla Plener
23.02.2013 | 11:00 Uhr bis 19:30 Uhr
Franz Mehring Platz 1.

Von Platons „Politeia“ bis in die frühe Neuzeit war der Philosophenstaat
samt Erziehungsdiktator das Modell für eine utopische Gesellschaft –
doch seit dem 19. Jahrhundert ist die Demokratie aus den strategischen
Debatten der Linken nicht wegzudenken. Neben dem zentralen Motiv der
Gleichheit wurde sie zur durchgehenden Forderung einer Arbeiterbewegung,
die sich als Erbin der Französischen Revolution sah. Die Rätebewegung
formulierte schließlich ein eigenes Konzept sozialistischer Demokratie –
nicht theoretisch, sondern als Praxis.

Doch mit der Staatsbildung der Sowjetunion zerbrach diese Verbindung
innerhalb weniger Jahre: die neue Gesellschaft wurde für an sich
demokratisch erklärt, da sie angeblich im Interesse der Mehrheit
eingerichtet sei. In der Sozialdemokratie hingegen wurden unkritisch die
Formen bürgerlicher repräsentativer Demokratie übernommen. Jede
weitergehende Utopie, so die herrschende Lehre, führe in den
Totalitarismus.

Doch gab es schon während des Kalten Krieges stetigen Widerspruch gegen
die neue Zweiteilung von Demokratie und Sozialismus. Einmal entdeckte
Konzepte sozialistischer Demokratie wurden diskutiert, neue entworfen.
Wiederkehrende soziale Bewegungen führten zu Konzepten, Theorien und
praktischen Einsätzen, die eine soziale Transformation der Gesellschaft
zusammen mit ihrer Demokratisierung problematisierten und ausprobierten.

Um solche historischen und aktuellen Bezüge der linken Bewegung zu
Demokratie und um die Demokratisierung als Strategie, vor allem mit
Blick auf heutige Debatten und Konflikte, soll es auf dem Colloquium gehen.

Programm für Samstag 23.2.2013:

11 Uhr: Begrüßung und Einführung

Ralf Hoffrogge (Doktorand Universität Potsdam, Vorstand Förderverein):
Einleitung
Dr. Alexandra Wagner (FIA Institut): Geschlechterdemokratie

12-14 Uhr Panel I: Demokratie, Ökonomie und Staat – Skizze eines Problems

Dr. Volkmar Schöneburg: Der demokratische und soziale Rechtsstaat
Prof. Alex Demirović : Demokratie und Ökonomie – Widerspruch als
Herausforderung
Dr. Ulla Plener: Demokratisierung von Staat und Wirtschaft als Strategie
der Linken

14-15 Uhr: Mittagspause mit Buffet

15-17 Uhr Panel II: Von den Räten zur Wirtschaftsdemokratie – Modelle
der Linken

Axel Weipert (Doktorand FU Berlin): Die Revolutionäre
Betriebsrätezentrale 1919/1920 in Berlin: Letzter Aufbruch zur „Zweiten
Revolution“
Sebastian Zehetmair (Doktorand LMU München): Wirtschaftsdemokratie –
Kontroversen und Konzepte in den 20er Jahren
Dr. Gisela Notz (Sozialwissenschaftlerin, ehem. FES): Die Sozialistische
Genossenschaftsbewegung als dritte Säule der Arbeiterbewegung

17- 17:30 Uhr: Kaffeepause

18- 19:30 Uhr: Panel III und Abschlussdiskussion: Demokratische
Transformation

Michael Hewener (Doktorand FU Berlin): „Transformation der Demokratie“ –
Johannes Agnoli und seine Parlamentarismuskritik
Dietmar Lange (Doktorand FU Berlin, Vorstand Förderverein): Konzepte der
Gewerkschaftsopposition in den 1960er und 1970er Jahren in Italien und
Deutschland im Vergleich
Kamil Majchrzak (Redakteur der polnischen Edition der Le Monde
Diplomatique): Arbeiterselbstverwaltung und Betriebsdemokratie in der
Volksrepublik Polen – Ansprüche und Widersprüche

Zur Veranstaltung laden ein:
Förderverein für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung
Rosa-Luxemburg-Stiftung

Unterstützt durch:
Gesprächskreis Geschichte der Rosa-Luxemburg-Stiftung
JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung